Anlässlich einer gerade veröffentlichten Studie des Robert Koch-Instituts zur Verbreitung von Toxoplasmose in Deutschland sind wir Katzen einmal mehr unfreiwillig ins Zentrum menschlicher Aufmerksamkeit katapultiert worden. Denn wer Toxoplasmose sagt, fühlt sich genötigt, auch Katze zu sagen.
Ich gebe zu, ganz unberechtigt ist dies nicht, da wir Katzen als Endwirt des Toxoplasmose-Erregers Toxoplasma gondii die einzigen Lebewesen sind, die Oozysten, ein ei-artiges Entwicklungsstadium des Erregers, mit dem Kot ausscheiden können.
Über diese Oozysten im Kot einer Katze kann sich ein Mensch mit Toxoplasmose infizieren. Der Körperkontakt mit einer an Toxoplasmose erkrankten Katze führt dagegen nicht zu einer Ansteckung!
Nicht alle Katzen über ein Klo scheren!
Ich sagte bewusst, wir Katzen können Oozysten des Toxoplasmose-Erregers mit dem Kot ausscheiden, denn längst nicht alle Katzen tun dies. Im Gegenteil. Damit eine Katze Oozysten von Toxoplasma gondii ausscheidet, muss sie sich vorher selbst mit dem Erreger infiziert haben. Reinen Wohnungskatzen, die ausschließlich mit industriellem Fertigfutter aus Dosen, Tüten und Schachteln ernährt werden, gelingt dies fast nie.
Freigänger, Streuner und verwilderte Katzen infizieren sich hingegen umso häufiger bereits in den ersten Monaten ihres Lebens durch infizierte Beutetiere oder Oozysten aus dem Kot infizierter Artgenossen. Als Folge ihrer Erstinfektion scheiden sie rund drei Wochen lang Toxoplasmose-Oozysten mit ihrem Kot aus. Und danach normalerweise nie wieder!
Denn eine Katze mit intaktem Immunsystem bildet im Zuge ihrer Erstinfektion Antikörper, die den Ausbruch einer weiteren akuten Toxoplasmose-Infektion lebenslang verhindern. Obwohl die Katze den Erreger für den Rest ihres Lebens in Gewebezysten in sich trägt, hält ihr Immunsystem diesen durch Antikörper in Schach und hindert ihn an einer geschlechtlichen Vermehrung, die zur Entstehung weiterer Oozysten führen würde.
Um sich bei einer Katze anzustecken, die eine akute Toxoplasmose-Erstinfektion überstanden hat, müsste man sie essen. Und zwar roh. Das tun glücklicherweise die wenigsten Menschen.
Nur im Körper von Katzen mit angeschlagenem Immunsystem kann es Toxoplasma gondii gelingen, den Antikörpern die Stirn zu bieten und erneut Oozysten zu bilden, die mit dem Kot ausgeschieden werden.
Dosenöffner an die Streuschaufeln!
Doch auch eine Katze, die infolge einer Erstinfektion oder eines geschwächten Immunsystems Oozysten mit dem Kot ausscheidet, bedeutet kein unmittelbares Infektionsrisiko für den Menschen (wobei Toxoplasmose ohnehin nur für eine kleine Risikogruppe gefährlich werden kann). Denn Oozysten werden erst nach ein bis vier Tagen an der Luft infektiös!
Diesen letzten Satz sollten sich vor allem Dosenöffner rot anstreichen, die das Katzenklo in eine abgelegene Ecke verbannt oder eine Haube darauf gesetzt haben, um verschmutzte Streu nicht so häufig austauschen zu müssen: Wer zu bequem ist, verschmutzte Streu mindestens zweimal pro Tag zu entfernen, macht sich zu Brutgehilfen von Toxoplasma gondii.
Während der Toxoplasmose-Erreger Dosenöffner mit niedrigen Katzenklo-Hygienestandards liebt, schätzen wir Katzen jedoch eine stets saubere Toilette.
Ihr Dosenöffner könnt durch die Reinigungsfrequenz des Katzenklos beweisen, wessen Interessen euch mehr am Herzen liegen: die eurer Katzen oder die eines infektiösen Einzellers!