Eine unter Menschen weit verbreiteter Irrglaube ist, dass Katzenspielzeug mit Fell, Federn oder Leder besonders gut bei Katzen ankommt.
Begründet wird dies mit seiner Optik („weil Spielzeug aus Fell oder Federn besonders naturgetreu aussieht“), seinen Geräuschen („weil Katzenangeln mit Federanhängern die Fluggeräusche von Vögeln imitieren“) und seinem Geruch („weil Fell, Federn und Leder nach echtem Tier riechen“).
Wir Katzen beurteilen unser Spielzeug jedoch nach gänzlich anderen Gesichtspunkten als der Mensch. Was für uns an einem Spielzeug wichtig ist, hat nicht die Bohne mit Fell, Federn oder Leder zu tun.
Was Katzen an Spielzeug wirklich interessiert
Da wir im Spiel unseren Jagdtrieb ausleben und unsere Jagdtechnik trainieren, interessieren uns an Spielzeugbeute genau die gleichen Eigenschaften, die auch bei der Jagd auf echte Beute unser Jagdverhalten auslösen.
Die drei wichtigsten Eigenschaften von Katzenspielzeug sind für uns Katzen demnach eine passende Größe (die Größe muss unserem Beuteschema entsprechen), ein reizvolles Bewegungsmuster (das Spielzeug sollte sich unberechenbar wie ein echtes Beutetier bewegen) sowie ein interessantes Geräusch (dazu gehören insbesondere Raschel-, Flatter-, Klapper- oder Knistergeräusche jeglicher Art).
Was Katzen an Spielzeug gar nicht interessiert
Was uns bei Jagd- und Beutespielen gar nicht interessiert, ist eine naturgetreue Optik und der Geruch eines Spielzeugs:
Katzen können lediglich in einem Bereich von ca. 30 cm bis 6 m Abstand scharf sehen. Würden wir Wert darauf legen, die optischen Feinheiten unserer Beute zu erkennen, bevor wir mit der Jagd beginnen, müssten wir praktisch über unsere Beute stolpern, bevor wir ihr nachstellen. Ich wage zu bezweifeln, dass meine Art mit so einer Jagdtechnik bis heute überlebt hätte.
Auch der Geruch eines Beutetiers hat keinen Einfluss auf unser Jagdverhalten. Er spielt für uns erst eine Rolle, wenn wir unsere Beute fressen wollen. Mit unserem Geruchssinn überprüfen wir, ob das, was wir erlegt haben, genießbar ist. Aus diesem Grund jagen wir beispielsweise auch Spitzmäuse, obwohl kaum ein Katze sich überwinden kann, sie zu fressen. Erst nachdem wir die Spitzmaus zur Strecke gebracht haben, ergibt unser Geruchscheck, dass das, was da appetitlich vor uns liegt, abstoßend nach Moschus stinkt.
Spielzeug aus Fell, Federn oder Leder riecht übrigens auch nicht appetitlicher. Nur ein Mensch kann ernsthaft glauben, dass Fell, Federn und Leder in dem Zustand, dem sie sich an Katzenspielzeug befinden – also gereinigt, gegerbt und oft auch noch gefärbt –, für uns Katzen eine geruchliche Ähnlichkeit mit echten Beutetieren aufweisen. Riecht es für euch Menschen in einem Pelz- oder Lederwarengeschäft etwa genauso wie in einer Metzgerei?
Behaarte Riesenregenwürmer – Favorit aller Katzen
Wer jetzt immer noch glaubt, eine Katze spiele am liebsten mit naturalistisch aussehender Spielbeute aus Fell oder Federn, den möchte ich darauf hinweisen, dass die wenigsten Katzen jemals einen behaarten Riesenregenwurm erlegt haben. Genau genommen keine einzige. Schon allein deswegen, weil es gar keine behaarten Riesenregenwürmer gibt. Trotzdem gehört das Jagen eines Wollfadens, egal ob echt oder synthetisch, zu den beliebtesten Klassikern unter den Katzenspielen.
Und auch das Spiel mit Papierbällen, die an nichts anderes als an Papierbälle erinnern (und somit ebenfalls nicht zu den bisher bekannten Tierarten zählen), ist unter Katzen nach wie vor äußerst beliebt.
Die giftige Seite von Katzenspielzeug mit Fell, Federn oder Leder
Fell, Federn und Leder bieten Katzen also weder durch ihre Optik noch durch ihr Geräusch oder ihren Geruch einen besonderen Vorteil.
Umso schwerwiegender ist der Nachteil, den sie uns aufzwingen: Die ehemals reinen Naturstoffe Fell, Federn und Tierhaut strotzen nach ihrer Verarbeitung meist nur so vor Chemie. Und zwar nicht nur an Billigspielzeug aus China. Auch Katzenspielzeug „made in Germany“ wird häufig mit Federn asiatischer Herkunft hergestellt. Und in Asien geht man bekanntlich sehr großzügig mit giftigen Chemikalien um.
Federn werden häufig mit Formaldehyd desinfiziert, um den EU-Einfuhrbestimmungen zu genügen, während zur Herstellung von Fellen und Leder gleich ein ganzer Cocktail von Chemikalien zum Einsatz kommt: Säuren, Laugen, Chrom-III-Salze (aus denen sowohl während als auch noch weit nach der Produktion das giftige und krebserregende Chrom VI entstehen kann), Fette (die mögliche Bandbreite reicht von Palmöl bis Mineralöl) sowie – je nach den herrschenden Produktionsbedingungen – außerdem Konservierungsmittel, Fungizide und weitere Hilfsstoffe.
Sollen Federn, Fell und Leder außerdem eingefärbt werden, kommt ein weiterer Chemiebaukasten zum Einsatz, in dem sich neben den eigentlichen Farbstoffen außerdem Beiz-, Fixier- und ggf. Bleichmittel befinden. Die Farben sollen schließlich Leuchtkraft und Tiefe besitzen und sowohl wasserfest als auch lichtecht sein.
Viele Gifte gelangen bei der Herstellung ganz legal ins Katzenspielzeug, denn in Deutschland gibt es keine gesetzlichen Grenzwerte für den Schadstoffgehalt von Katzenspielzeug – schon allein deshalb, weil nie genau erforscht wurde, wie Katzen auf die unterschiedlichen Gifte und Schadstoffe, die in Katzenspielzeug enthalten sein können, reagieren. Tiermediziner gehen allerdings davon aus, dass Katzen auf Schadstoffe genauso sensibel reagieren wie Menschen. Das heißt, um zu gewährleisten, dass Katzenspielzeug einigermaßen sicher ist, müssten die Schadstoffgrenzwerte für Babyspielzeug eingehalten werden, denn Katzen haben nicht nur ein ähnliches Gewicht wie Babys, sie kauen und lecken auch auf ähnliche Weise auf ihrem Spielzeug herum. Und dies tun sie, deutlich anders als Babys, bis zu 20 Jahre lang!
Das Gesetz verlangt zwar, dass Katzenspielzeug so beschaffen ist, dass es den Katzen nicht schadet, doch da es kaum möglich ist, die Krankheit oder den Tod einer Katze eindeutig auf die Nutzung bestimmter, möglicherweise längst entsorgter Katzenspielzeuge zurückzuführen, können Hersteller in der Praxis so ziemlich alle Materialien nutzen, die ihnen preiswert und praktisch erscheinen. Da Stichproben immer wieder zeigen, dass selbst die Schadstoffgrenzwerte für Babyspielzeug regelmäßig überschritten werden, muss man keine besonders pessimistisch veranlagte Katze sein, um zu vermuten, dass Katzenspielzeug aus Fell, Federn und Leder oft ein Who’s who der Giftstoffe enthält.
Der Trick mit den Pflanzenfarben und pflanzlichen Gerbstoffen
Isolierte Produktauslobungen wie „mit Pflanzenfarben gefärbt“ oder „pflanzlich gegerbt“ klingen nach Natur pur. Sie sind jedoch nicht mehr als ein Marketingtrick, solange die unzähligen anderen Substanzen, die bei der Herstellung und Verarbeitung von Fell, Federn und Leder eingesetzt wurden, nicht ebenfalls ungiftig, umweltfreundlich und natürlichen Ursprungs sind. Über solche lästigen Details hüllen sich die meisten Hersteller jedoch in Schweigen – vermutlich nicht ohne Grund.
Ähnliches gilt übrigens auch für Federn, Fell und Leder aus biologischer Tierhaltung. Darüber, wie die Federn, das Fell oder die Häute nach dem Töten ihrer ursprünglichen Besitzer weiterverarbeitet wurden, verrät das Biosiegel nämlich gar nichts. Es sagt lediglich etwas darüber aus, wie die Tiere gehalten wurden, bevor man ihnen die Federn ausrupfte oder das Fell abzog.
Bedauerlicherweise scheint es genügend Dosenöffner zu geben, die auf die Marketingtricks der Hersteller reinfallen, ohne das Klein- bzw. das Ungedruckte zwischen den Zeilen zu lesen. Und wir Katzen müssen dann unser Leben lang auf giftigem Spielzeug herumkauen.
Die grausame Seite von Katzenspielzeug mit Fell und Federn
Wir Katzen sind zwar nicht gerade für unsere Sorge um das Wohl anderer Tierarten bekannt, schließlich ernähren wir uns von anderen Tierarten. Als Unternehmerkatze mit sozialer Verantwortung möchte ich dennoch auf das Tierleid aufmerksam machen, das hinter einem Großteil des Katzenspielzeugs aus Fell und Federn steckt, zumal in Asien sogar meine eigenen Artgenossen als Felllieferanten missbraucht werden.
Dabei ist es keinesfalls so, dass Fell und Federn für Katzenspielzeug ausschließlich als Abfallprodukte der Fleischproduktion anfallen, wie manche Hersteller deutschen Dosenöffnern gern zur Beruhigung versichern. In China und anderen asiatischen Ländern werden massenhaft Marderhunde, Füchse, Nerze, Kaninchen und sogar Katzen und Hunde speziell zur Pelzgewinnung gehalten und getötet. Auch vor dem Wegfangen und Töten umhegter Hauskatzen macht die asiatische Pelzindustrie nicht halt.
Fleisch-, Fell- oder Federlieferanten, die in Käfige passen, werden bis zur Schlachtung unter grausamsten Bedingungen gehalten. Oft in winzigen Käfigen, in denen sich die Tiere kaum drehen und wenden können und keinerlei natürliches Verhalten ausleben können. Boden und Wände der Käfige bestehen in der Regel aus Gittern, damit sie nicht ausgemistet werden müssen – dass dies für die Pfoten der Tiere extrem schmerzhaft ist, interessiert die Produzenten nicht. Die Wasser- und Nahrungsversorgung ist oft mangelhaft – den Produzenten ist alles, was sich unter dem begehrten Fell eines Pelztieres befindet, egal. Und gesunde Augen und Gliedmaßen brauchen Tiere, von denen man bloß das Fleisch, das Fell oder die Federn „ernten“ will, auch nicht. Kranke und verletzte Tiere werden erbarmungslos sich selbst überlassen.
Pelztiere, selbst wenn es sich um soziale Tiere handelt, werden einzeln gehalten, damit sie sich in der Enge der Käfige nicht gegenseitig verstümmeln, während von Tieren, die der Fleischgewinnung dienen, so viele in einen Käfig gestopft werden, wie hineinpassen. Die Tiere stehen bei dieser Haltungsform permanent unter größtem Stress. Das Einzige, was die Tiere in ihren Käfigen tun können, ist auf ihr Ende zu warten.
Bevor ihrem trostlosen Leben jedoch ein Ende gemacht wird, werden die Tiere oft tagelang per LKW in vollgestopften und übereinandergestapelten Käfigen zu Tiermärkten oder anderen Abnehmern gekarrt. Futter erhalten die Tiere dabei ebenso wenig wie Wasser. Viele Tiere sterben schon auf dem Transport an Entkräftung, Verletzungen oder Bisswunden, die sie sich infolge der Enge und des extremen Stresses zugefügt haben.
Erst Ende Januar ging die Meldung über einen derartigen Katzentransport durch die Medien, der nur aufgefallen war, weil er illegal die Grenze von China nach Vietnam überquert hatte. Die dazugehörigen Fotos zeigten einen LKW, vollbeladen mit fast 1.000 in winzige Bambuskäfige gepferchten Katzen, viele davon verletzt, tot oder sterbend. Beim Abladen wurden die Käfige ohne Rücksicht auf brechende Knochen einfach mehrere Meter tief vom LKW geworfen. Weil es sich um eine „Ladung ohne Einfuhrgenehmigung“ handelte, wurden die Katzen gemäß der herrschenden Hygienevorschriften vergraben – viele davon bei lebendigem Leib.
Doch auch die Tötung legal gehandelter Tiere verläuft in der asiatischen Pelzindustrie nicht weniger grausam. Um das Fell nicht zu beschädigen, werden die Tiere nach einem Schlag auf den Kopf gehäutet. Oft ist der Schlag nicht tödlich und den Tieren wird bei lebendigem Leib das Fell abgezogen. Geflügel geht es übrigens auch nicht sehr viel besser – ihm werden häufig bei lebendigem Leib die Federn ausgerupft.
Die Pelzproduktion auf Kosten des Tierwohls ist so effizient, dass die Herstellung von Accessoires aus echtem Pelz mittlerweile oft preiswerter ist als aus Kunstpelz.
Katzenspielzeug im doppelten Sinne – FÜR Katzen und AUS Katzen
Seit 2007 ist der Handel mit Hunde- und Katzenfellen sowie mit Erzeugnissen daraus in der EU verboten. Die asiatischen Pelzproduzenten stört dies nicht weiter, denn die Felle lassen sich problemlos weiterhin in die EU einführen, nun eben deklariert als „Kaninchenfelle“ oder mit kreativen Phantasiebezeichnungen. Nachweisen lässt sich die Herkunft eines Felles, insbesondere wenn es verarbeitet ist – beispielsweise zu Katzenspielzeug –, nämlich nur per DNA-Analyse. Ein Freifahrtschein für die asiatische Pelzindustrie.