Als Angehörige der Familie der Hauskatzen ist man es ja gewohnt zu lesen, dass Jäger sich über die Bedrohung beschweren, die wir Hauskatzen – Freigänger, Streuner und verwilderte Mitglieder unserer Sippe – für das Leben von Singvögeln, Bodenbrütern, Hasen und Kaninchen darstellen. Dabei betonen die Jäger, die bekanntlich ebenfalls eine Bedrohung für das Leben von Bodenbrütern, Hasen und Kaninchen darstellen, dass sie im Gegensatz zur Katze nicht aus Spaß oder zum Zwecke der persönlichen Bereicherung jagen, sondern in allererster Linie aus Naturschutzgründen, insbesondere zur Herstellung und Bewahrung eines natürlichen biologischen Gleichgewichts.
Doch getreu unserer Natur als Ansitzjäger hat es sich für uns Katzen wieder einmal gelohnt, abzuwarten und auf einen Fehler des Gegners zu lauern. Denn aktuellen Medienberichten zufolge regen sich die Jäger im Harz gerade vehement über die dortige Ausbreitung des Luchses auf, weil unser Verwandter ihnen die Rehe, Hirsche und Mufflons wegfrisst, die sie selbst gerne auf dem Teller gehabt oder zu barer Münze gemacht hätten. Ganz besonders beklagt wird die radikale Reduzierung des Muffelwildbestandes – einer Tierart, die im Harz erst im Jahr 1906 durch den Menschen angesiedelt wurde, während der Luchs ein Teil des natürlichen Ökosystems im Harz war, bevor er 1818 von Menschen der Gattung Jäger ausgerottet wurde. Im Jahr 2000 wurder der Luchs schließlich wieder in seiner natürlichen Heimat Harz angesiedelt.
Entsprechend der „Arterhalt-Argumentation“, die die Jäger so gerne gegen wildernde Hauskatzen ins Feld führen, müssten sie eigentlich froh über die erfolgreiche Wiederansiedlung des Luches sein, zumal er ihnen nun einen Teil der mühsamen Jagd zur Herstellung des natürlichen biologischen Gleichgewichts abnimmt. Stattdessen werfen die Jäger dem Luchs vor, durch seinen Konsum von Rehen, Hirschen und Mufflons einen Schaden von einer halben Million Euro pro Jahr zu verursachen.
Aha, kann ich da nur sagen – so viel zu den edlen Motiven der Jäger …