Unzählige Fotos und Videos in den Social-Media-Plattformen beweisen es: Wir Katzen sind niedlich, lustig und einfach unwiderstehlich. Außerdem müssen wir nicht ständig bei Wind und Wetter Gassi gehen, unsere Anwesenheit hilft gegen Einsamkeit und hohen Blutdruck und wenn unsere Menschen uns alleine lassen, kratzt uns das auch nicht sonderlich. Letzteres hat vor kurzem sogar eine wissenschaftliche Studie gezeigt.
Kein Wunder, dass ein Mensch da schnell auf die Idee kommt, wir Katzen seien ein ideales Geschenk, mit dem er einen anderen Menschen beglücken kann. Zum Beispiel jetzt zu Weihnachten.
Die ganze Wahrheit über Katzen
Der Haken am Cat Content ist: Wir sind nur einen winzigen Teil des Tages so, wie wir auf den niedlichen Fotos und in den lustigen Videos erscheinen. So wie das Zusammenleben mit einem Kind auch nicht nur aus den Sternstunden besteht, wenn es zum ersten Mal „Mama“ sagt oder seine ersten Schritte macht.
Im Folgenden sehen Sie 9 Dinge aus dem Alltag einer Katze, die die süßen Katzenfotos und -videos nicht zeigen. Bevor Sie eine Katze verschenken, sollten Sie sich fragen, ob der Beschenkte auch über diese Eigenschaften und Angewohnheiten ihres Geschenks begeistert sein wird, denn abschalten lassen sie sich nicht:
1. Unsere Tischmanieren
Viele von uns Katzen halten absolut gar nichts davon, aus Näpfen oder Tellern zu fressen, in denen uns das Fressen serviert wird. Manche Dosenöffner denken am Anfang noch, sie könnten uns überlisten, indem sie einfach einen größeren Teller nehmen – bis sie merken, dass größere Teller nur dazu führen, dass wir das Futter in einem noch größeren Radius verteilen.
Bevor Sie eine Katze verschenken, sollten Sie sich daher fragen, ob der Beschenkte tatsächlich Spaß daran haben wird, mindestens zweimal täglich die Sauerei um den Napf seiner neuen Katze herum zu beseitigen:
2. Das Katzenklo
Wir Katzen gelten zu Recht als sehr reinliche Tiere. Folglich legen wir großen Wert auf ein mehrmals am Tag gesäubertes Katzenklo. Nimmt der Dosenöffner es mit der Reinigung nicht so genau, nehmen wir es mit der Reinlichkeit auch nicht mehr so genau und verrichten unser Geschäft stattdessen lieber auf Oberflächen, die uns dafür angenehmer erscheinen. Tiefe, weiche Teppiche und Wolldecken sind zum Beispiel beliebte Alternativen.
Schenken Sie jemandem eine Katze, schenken Sie ihm somit ebenfalls das Vergnügen, während der nächsten 15 bis 20 Jahre, der Lebenszeit einer modernen Katze, rund viermal pro Tag ein Katzenklo nach Fäkalien zu durchschürfen (oder sich ausgiebig mit den Praktiken der Teppichreinigung zu befassen …):
3. Haarballen und Erbrechen
Wir Katzen sind Meister im Erbrechen. Mit oder ohne Haarballen. Manche von uns haben einfach einen sensiblen Magen, andere erbrechen regelmäßig das, was die Katzenfutterindustrie romantisch als Hairballs, Haarbälle oder Haarballen bezeichnet. Was sich dahinter verbirgt, sind beim täglichen Putzen verschluckte Haare, die dazu neigen, im Magen zu verklumpen. Damit sie uns nicht den Darm verstopfen, würgen wir sie in wurstförmigen Gebilden zusammen mit mal mehr, mal weniger Mageninhalt auf demselben Wege heraus, auf dem sie in uns hineingekommen sind. Und zwar dort, wo es uns gerade überkommt – mit anderen Worten: überall.
Nur Sie können beurteilen, ob der Mensch, dessen Leben Sie mit einer Katze bereichern möchten, auch die Reinigung seiner Polstermöbel von Erbrochenem als Bereicherung empfinden wird:
4. Katzenhaare
Der von Ihnen mit einer Katze Beschenkte sollte ein inniges Verhältnis zu seinem Staubsauer pflegen sowie Lust und Zeit haben, viele, viele Stunden mit der Entfernung von Katzenhaaren auf Kleidung, Sitzmöbeln und Fußböden zu verbringen. Denn wir Katzen wechseln mindestens zweimal pro Jahr unser Fell. Ich sage mindestens, weil Wohnungskatzen, die den jahreszeitlichen Temperaturveränderungen nicht ausgesetzt sind, oft dazu neigen, ihr Fell mehr oder weniger permanent zu wechseln:
5. Durchfall
Vorübergehender Durchfall ist ähnlich wie das Erbrechen ein weit verbreitetes Phänomen bei uns Katzen, selbst bei ansonsten gesunden Artgenossen. Leider tritt Durchfall meist ohne Vorwarnung auf. Greift der Dosenöffner dann nicht ein, weil es vier Uhr morgens ist und er noch im Land der Träume weilt, ist das jedoch nicht weiter schlimm. Er kann auch noch nach dem Ausschlafen in Ruhe verfolgen, wo seine Katze sich seit Einsetzen des Durchfalls niedergelassen hat, insbesondere wenn er sein Heim mit einer Langhaarkatze teil.
Bevor Sie eine Katze verschenken, sollten Sie sich allerdings die Frage stellen, ob derjenige, den Sie mit der Katze beglücken möchten, Spaß an einer derartigen Form der Spurensuche haben wird:
6. Kratzen
Der Mensch, dem Sie eine Katze schenken möchten, sollte nicht zu sehr an seiner Einrichtung hängen, denn wenn er sein Heim zukünftig mit einer Katze teilt, wird er seine durchgestylte Wohnung durch das Aufstellen zahlreicher Kratzmöbel entweihen müssen.
Wo die Kratzmöbel aufgestellt werden, entscheidet nämlich nicht der Mensch, sondern die Katze. Und die Katze liebt ihre Kratzmöbel an markanten Stellen ihres Reviers, zum Beispiel in der Nähe der Eingangstür oder an der Tür zum Wohnzimmer – kurz gesagt: überall dort, wo die Kratzmöbel besonders auffallen. Wird ihr dieser Wunsch verwehrt und die Kratzmöbel werden aus optischen Gründen in eine unauffällige Ecke verbannt, kratzt die Katze eben dort, wo die Kratzmöbel ihrer Meinung nach hätten stehen sollen. Schade um das Sofa, den Sessel und die schönen Tapeten …
Selbst wenn uns Katzen ein ganzer Wald von Kratzbäumen an geeigneten Stellen zur Verfügung steht, kratzen wir übrigens trotzdem gerne an euren Menschenmöbeln. Das liegt daran, dass wir aus unterschiedlichen Gründen kratzen. Zum Beispiel auch, um die Aufmerksamkeit unseres Menschen zu erregen. Das klappt wesentlich besser, wenn wir an seinen Möbeln kratzen statt an unseren Kratzbäumen. Außerdem kratzen wir gerne an Sitzmöbeln, die nach unserem Menschen duften. Weil wir beim Kratzen ebenfalls Duftmarkierungen setzen. Da, wo unser Mensch markiert, möchten wir folglich auch markieren.
Vergessen Sie daher nicht, dem von Ihnen mit einer Katze Beschenkten zu empfehlen, seine Sitzmöbel mit einer undurchdringlichen Hecke von Kratzbäumen zu umgeben. Alternativ können Sie ihm natürlich auch raten, sich einfach nicht mehr zu setzen, um seine Sitzmöbel nicht mehr mit seinem Duft zu versehen.
7. Unsere angebliche Unabhängigkeit
Wir Katzen gelten als unabhängig und können angeblich sehr gut allein gelassen werden. Zum Teil stimmt das sogar. Wir brauchen euch Menschen nicht, um uns sicher zu fühlen, wie erst kürzlich durch eine Studie belegt wurde. Sicherheit geben uns unser vertrautes Revier und unsere Duftmarkierungen.
Trotzdem brauchen wir euch Menschen, vor allem, wenn wir ausschleßlich in der Wohnung leben, wo es nichts für uns zu jagen gibt. Unser Jagdtrieb ist nämlich einer unserer stärksten Triebe und er existiert unabhängig von unserem Hungergefühl.
Können wir nicht jagen, müssen wir spielen, um unseren Jagdtrieb auszuleben. Und genau dazu brauchen wir euch Menschen. Wir brauchen euch, damit ihr mindestens dreimal am Tag je 10 bis 15 Minuten lang Bälle für uns durch die Wohnung schleudert, oder der Spielbeute an einer Katzenangel Leben einhaucht. Das gilt auch, wenn wir mit Artgenossen zusammenleben, denn die sozialen Spiele, die wir mit anderen Katzen spielen, haben einen ganz anderen Charakter als Beutespiele und dienen nicht zum Ausleben unseres Jagdtriebes.
Können wir keine Jagdspiele spielen, machen wir Jagd auf menschliche Fußknöchel, werden unsauber oder zeigen andere Verhaltensauffälligkeiten. Nicht aus Bosheit, sondern weil Langeweile und eine reizarme Umgebung extremen Stress für uns bedeuten.
Bevor Sie eine Katze verschenken, sollten Sie sich daher sicher sein, dass der Empfänger ihres Geschenks die Zeit und Disziplin besitzt, mindestens dreimal am Tag für 10 bis 15 Minuten Spiele zu spielen, die für eine Katze extrem spannend sind, aber nicht unbedingt für einen Menschen:
8. Unsere Eigenwilligkeit
Menschen lieben es, uns zu streicheln und uns auf ihrem Schoß sitzen zu lassen, vor allem, wenn wir dabei schnurren. Und auch wir Katzen lieben es, von Menschen gestreichelt zu werden und auf ihrem Schoß zu sitzen. So weit, so perfekt.
Das Problem ist das Timing.
Wir Katzen tun dies nämlich nicht, wenn der Mensch es möchte, sondern wenn wir es möchten. Manchmal ist das zufällig derselbe Zeitpunkt, oft jedoch auch nicht. Wir erwarten von unserem Menschen, dass er uns in Ruhe lässt, bis wir ihm signalisieren, dass wir zu einer Kontaktaufnahme bereit sind. Missachtet der Mensch unsere Signale, weisen wir ihn notfalls mit Krallen und Zähnen darauf hin.
Gehorsam, Kompromissbereitschaft und ständige Verfügbarkeit sind uns Katzen fremd. Damit sollte der Mensch, dem Sie eine Katze schenken möchten, zurechtkommen. Andernfalls stehen ihm schmerzhafte Zeiten und ein hoher Blutverlust bevor.
9. Die Kosten der Katzenhaltung
Wenn Sie vorhaben, eine Katze zu verschenken, sollten Sie sich im Klaren darüber sein, dass dieses Geschenk dem Beschenkten enorme Folgekosten beschehrt. Für „Betrieb, Inspektion und Reparatur“ einer Katze muss ein Dosenöffner nämlich ähnlich viel ausgeben wie für ein Auto, und das oft 15 bis 20 Jahre lang:
Fazit
Sind Sie immer noch davon überzeugt, dass die Person, die Sie mit einer Katze beglücken möchten, sich über dieses Geschenk mit all seinen Begleiterscheinungen freuen wird?
Sind Sie sicher, dass der Beschenkte weiß, was ihn erwartet, wenn er sich eine Katze wünscht – oder kennt er Katzen bislang nur aus den lustigen Katzenvideos und -fotos im Internet?
Mein Appell: Schenken Sie dem Menschen, dem Sie eine Katze schenken möchten, lieber erst einmal einen umfassenden Ratgeber über die Haltung, das Verhalten und die Bedürfnisse von Katzen – und den Link zu diesem Blogbeitrag.
Wenn der Wunsch nach einer Katze nach dem Lesen noch immer ungebrochen ist, sollten Sie zusammen mit dem potenziellen Katzenhalter im neuen Jahr ihr örtliches Tierheim ansteuern und sich beraten lassen, welche der dort auf ein Zuhause wartenden Katzen am besten in das Leben des potenziellen Katzenhalters passt.
In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!