Gerade machen so oder ähnlich lautende Schlagzeilen in der internationalen Presse die Runde. Auslöser ist eine aktuelle Studie der University of Lincoln, die untersuchte, inwiefern Katzen ihren Dosenöffner benötigen, um sich in unbekannter, potenziell gefährlicher Umgebung sicher zu fühlen.
Die aus der Studie gewonnene Erkenntnis, dass wir in unbekannter Umgebung beim Weggehen unseres Dosenöffners keine Trennungsangst und bei seiner Rückkehr keine überschäumende Wiedersehensfreude zeigen, ist jedoch kein Beweis dafür, dass es uns nichts ausmacht, stundenlang allein gelassen zu werden. Die Autoren der Studie haben dies auch mit keinem Wort behauptet, doch in einigen Presseartikeln wird diese Schlussfolgerung nahegelegt. Die tatsächliche Aussage der Studie erfahren nur die hartnäckigsten Leser, die die Artikel aufmerksam bis zum Ende durchlesen – im Zeitalter des mobilen Querlesens wohl eher eine Minderheit.
Fakt ist: Katzen hassen es, den ganzen Tag allein gelassen zu werden!
Nicht aus Furcht oder Trennungsschmerz, sondern weil wir uns ohne unseren Dosenöffner oder einen angemessenen menschlichen Vertreter zu Tode langweilen. Dies gilt zumindest für Wohnungskatzen, egal, ob diese allein oder mit Artgenossen zusammenleben.
Wohnungskatzen brauchen einen Menschen, der mehrmals am Tag ihre Katzenangeln bewegt und ihre Bälle und Spielmäuse für sie durch die Gegend schleudert. Nur wenn wir mehrmals täglich Beute belauern, anspringen, verfolgen, fangen sowie unsere Krallen und Zähne in sie hineinschlagen können, können wir unseren Jagdtrieb ausreichend ausleben. Klar, mit Artgenossen können wir auch spielen und uns mit Verfolgungsjagden und Raufen ein wenig Zeit vertreiben, aber solche sozialen Spiele sind kein Ersatz für Beutespiele, in denen wir unseren Jagdtrieb ausleben können.
Die Kunst, eine Katze allein zu lassen, ohne dass es ihr etwas ausmacht
Eine Katze kann problemlos viele Stunden am Tag allein sein. Auch in einer Wohnung. Und auch, wenn sie dort als Einzelkatze lebt. Was eine Katze jedoch nicht mag, ist, viele Stunden am Stück alleine gelassen zu werden.
Grund dafür ist unser Lebensrhythmus. In unserem Tagesablauf wechseln sich viele kürzere Schlaf- und Ruhephasen mit ebenso vielen kürzeren Wachphasen ab, in denen wir fressen und trinken, unsere Umgebung beobachten, unser Revier kontrollieren sowie jagen bzw. spielen. Freigänger können dabei tatsächlich oft komplett auf die Anwesenheit ihres Menschen verzichten. Wohnungskatzen hingegen brauchen ihre Menschen als Spielpartner und damit diese ein wenig Abwechslung in die ansonsten an neuen Reizen arme Wohnung bringen. Denn immer nur zu beobachten, was hinter der Fensterscheibe abgeht, ist kein gleichwertiger Ersatz für eigene Aktivitäten.
Die Wohnungskatzenformel: 3 x 3 statt 1 x 9
Oder ähnlich: Wenn Dosenöffner ihre Katzen 3 x 3 Stunden am Tag alleine lassen und dazwischen mehrmals ausgiebig mit ihnen spielen, macht selbst einer Wohnungskatze das Alleinsein kaum etwas aus. Wenn wir hingegen 9 Stunden in einem Stück alleine gelassen werden, fällt uns die Decke auf den Kopf. Passiert dies ständig, werden wir auf Dauer lethargisch-depressiv oder frustriert-aggressiv, leiden unter chronischem Stress, der eine permanente Schwächung des Immunsystems bewirkt und die Entstehung weit verbreitener Katzenkrankheiten wie Blasenentzündungen (Feline Idiopathische Cystitis) begünstigt.
Also, liebe Dosenöffner, statt eurem menschlichen Drang nach Effizienzoptimierung nachzugeben und all eure Außer-Haus-Aktivitäten in einem Rutsch zu erledigen, schaut bitte zwischendurch immer mal wieder kurz bei uns rein. Und bringt uns was Interessantes zum Beschnüffeln von draußen mit. Danke!